Im letzten Monat feierten die Krefeld Ravens ihren dritten Geburtstag. Für uns wieder einmal ein Grund nach Krefeld zu schauen und einen erneuten Versuch zu unternehmen, um hinter das Geheimnis des Erfolges der Ravens zu kommen. Ihr erstes Training am 04.03.2017 wurde mit 136 Aktiven durchgeführt und hat uns nachhaltig beeindruckt. Ein Grund für den Erfolg ist sicherlich das gute Personal an der Sideline. Nachdem wir im letzten Jahr Bernd Franzen, den Head Coach der Herren als Interviewpartner gewinnen konnten, durften wir jetzt Matthias Karkosch (Koschi) auf den Zahn fühlen. „Koschi“ ist der Head Coach der U19 Mannschaft. 

Matthias Karkosch - Krefeld Ravens American Football  Head Coach U19 & Jugendkoordinator (Foto: Krefeld Ravens)Matthias Karkosch - Krefeld Ravens American Football Head Coach U19 & Jugendkoordinator (Foto: Krefeld Ravens)

Matthias Karkosch hat selbst viele Jahre gespielt, hauptsächlich auf der Position des Quarterbacks. Seine Stationen waren die Duisburg Dockers (2006-2007), Düsseldorf Bulldozer (2008-2009), Bochum Cadets (2010-2011), Langenfeld Longhorns (2012-2014), Schiefbahn Riders (2015) und Mülheim Shamrocks (2016-2017). In 2018 beendete er seine aktive Laufbahn als Spieler bei den Düsseldorf Bulldozer und wurde anschließend bei den Ravens Jugendtrainer. 

Oliver von Fands.pics: Koschi, vielen Dank für deine Zeit und die erneute Gelegenheit uns mit den Krefeld Ravens zu beschäftigen. Wie gesagt, die Ravens sind ein noch sehr junger Verein, der aber schon einiges bewegt hat.  Wie hast du überhaupt den Weg zu den Krefled Ravens gfunden?
Matthias Karkosch (Koschi): Die Entscheidung nach 13 Jahren meine Footballschuhe an den Nagel zu hängen ist mir alles andere als leichtgefallen. Doch für mich war klar, dass ich meine Coaching Karriere starten möchte, deshalb führte ich Gespräche mit einigen Teams aus NRW. Schon in dieser Phase hat mir die Professionalität der Ravens sehr imponiert: Vereinsgründer Dino Volpe nahm sich viel Zeit mich kennenzulernen. Wir führten sehr intensive und konstruktive Gespräche und waren schnell auf einem Nenner. Für mich war es auch sehr reizvoll in einem jungen Verein meine Handschrift hinterlassen zu können. Dass ich ein Jahr später den ersten Jugendtitel der Vereinsgeschichte gewinne und als Jugendkoordinator in Krefeld ein komplettes Jugendprogramm mit- aufbaue, damit hätte ich niemals gerechnet. 
 
Oliver: Wenn ich es richtig recherchiert habe, dann hast du als OC begonnen und wurdest kurze Zeit später Head Coach. Wie kam es dazu? 
Koschi: Ich konzentrierte mich zunächst auf meinen Coordinator Job in der U19 bis wir 3 Tage vor unserem ersten Saisonspiel über den überraschenden Rücktritt des U19 HCs erfuhren. Der Vorstand bot mir dann den Head Coach Posten an. 
 
Oliver: So kann es gehen. Lass uns zunächst einen Blick in das letzte Jahr werfen. Wie war es für dich und warum coachst du die Jugend? 
Koschi: Mein Einstand als frisch gebackener Head Coach verlief alles andere als erfolgreich, wir haben eine deutliche Niederlage kassiert und da wusste ich: Auf mich wartet jetzt viel Arbeit! In meinem ersten Jahr als „Fulltime“ Coach (nur coachen, nicht selbst spielen) hatte ich ein sehr turbulentes Jahr und vielleicht motiviert meine Geschichte sogar junge bzw. neue Coaches, die vor dieser Aufgabe stehen. Mir war es wichtig langfristig zu planen, deshalb unterstützte ich unsere neu formierte U16 und fing an neue Strukturen, Abläufe, Trainingspläne aber auch Kommunikationswege zum Vorstand, den Eltern, Schulen und Co. aufzubauen. Ich konnte 7 neue Coaches davon überzeugen sich unserem Programm anzuschließen, wir alle haben dieselben Ziele- was sehr wichtig ist. Weil ich für verschiedene Organisationen spielen durfte konnte ich sehr schnell positive, aber auch negative Erfahrungen sammeln, wie sich eine Football Philosophie und Coaches auf mich und meine Leistung auswirken. Diese Erfahrungen haben mir ein Bild davon gegeben, wie ich als Coach sein möchte. Für mich war es schon immer etwas Besonderes mit jungen Nachwuchsathleten zusammenzuarbeiten. Die Jugend ist eine sehr wichtige und prägende Zeit für die Zukunft und Entwicklung eines Menschen. Ich bin fest davon überzeugt, dass Football diesbezüglich einen positiven Einfluss hat jungen Kids Werte wie Disziplin, Ehrgeiz, Respekt und Teamgeist zu vermitteln. Wenn sie verstanden haben, dass das nicht nur auf dem Football Feld hilfreich ist, sondern ebenso in ihrem privaten Umfeld: Dann habe ich meinen Job erledigt.  
 
Oliver: Eines sollte man auch noch erwähnen, du bist auch Jugendkoordinator der Ravens. 
Koschi: Ja, stimmt! Das klingt so als sei der Head Coach und Coordinator Posten nicht spannend genug (lach). Die oben genannten Aufgaben hatte ich bereits größtenteils ohne den Jugendkoordinator Titel übernommen, weil ich auch wusste, dass eine gute Jugend Struktur die U19 positiv beeinflusst. Irgendwann wurde ich Jugendkoordinator genannt, ohne es jemals wirklich angestrebt zu haben. 
 
Oliver: Viele Aufgaben! Dabei brauchst Du sicherlich Hilfe. Wer unterstützt dich in der Arbeit?  
Koschi: Mit über 30 Supportern im Hintergrund in diversen Bereichen wie Vorstand, Media, Orga, Medical, Design, Marketing, Team Management, Spielbetrieb oder Merchandise haben wir feste Strukturen und Abläufe. Wenn man bedenkt, dass es die Ravens erst seit 2017 gibt, ist das sehr beachtlich. Die tolle Arbeit, vor allem ehrenamtlich möchte ich an dieser Stelle noch einmal lobend erwähnen. Diese Grundlage gibt mir Sicherheit langfristige Ziele zu setzen. Dino Volpe, der Gründer und Präsident der Ravens hat eine sehr energische Aura, er liebt den Sport und ist sehr versiert in den Dingen, die er tut, das steckt an. Christoph Wittfeld aus dem Vorstand und Marketing, ehem. Office/Staff Mitarbeiter der Cologne Centurions ermöglicht uns dank seiner Erfahrung und Kontakte neue Wege. Viele Namen die ich an dieser Stelle erwähnen könnte. Speziell in der Jugend sind es die Coaches die unsere Philosophie auf die Jungs übertragen und sie zu Football Spielern aus oder weiterbilden. Unsere Team Managerin Monika Capellen ist quasi meine rechte Hand und mit ihrer langjährigen Erfahrung ein wesentliches Element unseres Erfolges. Aber auch das Engagement der Eltern, die jederzeit Ihre Hilfe anbieten sorgt für ein positives Umfeld und am Ende für eine Community die uns zusammenwachsen lässt. 
 
Oliver: Für eine Entwicklung braucht man Vorbilder oder Mentoren. Wer hat dich als Coach am meisten geprägt bzw. beeindruckt? 
Koschi: Ich glaube ich habe mehr als 40 Coaches in meiner aktiven Spielzeit kennengelernt. Bei so einer Anzahl ist eine Bewertung schwierig, weil ich wirklich einige sehr gute Coaches erleben durfte, die mich weitergebracht haben. Trotzdem möchte ich zwei Namen erwähnen, die mich nicht nur sportlich, sondern auch menschlich gefordert, gefördert und an mich geglaubt haben. Jim Yahrling und Yves Thissen. 
 
Oliver: Kenne und schätze ich beide. Yves durfte ich häufiger als HC an der Sideline erleben, wenn ich in Essen zu Gast war und kann es mir bei ihm besonders gut vorstellen. Da du nur von den Besten gelernt hast, kannst du uns zum Abschluß vielleicht noch einen Tipp für die schwierige Aufgabe es Jugendtrainers verraten. Die Aufgabe des Vermittlers zwischen Eltern, Spielern und Verein ist sicherlich keine leichte Aufgabe. Besonders bei der Aufstellung eines guten und erfolgreichen Teams. Was kannst du uns als Tipp mit auf den Weg geben? Und wo sind typische Fallen und wie kann man diese umgehen? 
Koschi: Das ist eine sehr spannende Frage, ich versuche mich kurzufassen (lach). In dem Interview sprechen wir viel über organisatorische oder mentale Inhalte, das zeigt wie breitgefächert der Coach-Job ist. Ein gewisses Football Know-how ist sicherlich eine Voraussetzung, aber auch hier kann man sich reinarbeiten. Sich Ziele zu setzen und Spieler, Coaches, Eltern auf diese Reise mitzunehmen fordert das Teamwork, weil man gemeinsamen an etwas arbeitet. Auch nach Niederlagen oder Misserfolgen sind neue Zielsetzungen wichtig. Ich habe gelernt mich viel selbst zu reflektieren, um für neue Impulse offen zu sein. Der Football entwickelt sich weiter, ich als Coach muss das auch tun. Trotzdem muss man manchmal auch seine Entscheidungen oder Philosophie entgegen Kritikern durchsetzen. Als Coach kannst du nicht immer Everybody‘s Darling sein, daran musste ich mich erstmal gewöhnen. Kinder, insbesondere Jugendliche können unberechenbar sein. Heute finden sie Football cool und morgen möchten sie lieber mit Mädels ausgehen. Ich versuche deswegen nah an den Kids zu sein, viel mit ihnen zu kommunizieren, sie zu verstehen. Stichwort „Empathie“. Sich mit den Eltern austauschen gehört ebenso dazu. Grundsätzlich lege ich viel Wert auf Disziplin: Wir haben feste Regeln an die sich jeder zu halten hat. Wir haben es geschafft einen guten Mix aus Disziplin und Spaß herzustellen, für mich ist das die Grundlage bevor ich überhaupt anfange an Siege oder Meisterschaften zu denken.  

 

Die Fragen für Fands.pics stellte Oliver Jungnitsch. Weitere Informationen zu den Krefeld Ravens haben wir hier verlinkt. Die U19 der Krefeld Ravens hat am 05.04.2020 ein Testspiel gegen die Gelsenkirchen Devils. Wir von Fands.pics wollen vor Ort sein. Es ist ein Beitrag hierzu geplant.

Oliver für NRW Football

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